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Microsoft kontra Open Source

Finsoz Logo 2012FINSOZ-Forum zur Zukunft von Office-Produkten in der Sozialwirtschaft

Vor rund einem Jahr geriet die Sozialwirtschaft in Wallung: Microsoft, der Marktführer bei Betriebssystemen und Office-Anwendungen kündigte eine drastische Erhöhung seiner Lizenzpreise an. Die Händler machten - sonst ein „No Go“ im Vertrieb - mit Preiserhöhungen Werbung und waren damit höchst erfolgreich. Viele Sozialunternehmen deckten sich, oftmals sogar auf Lager, mit Microsoft-Lizenzen ein.

Zwar ist Aufregung mittlerweile verflogen, doch nach wie vor ächzen die Träger unter der neuen, oft hoch komplizierten Lizenzpolitik des Marktführers. Grund genug für den Fachverband Informationstechnik in Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung (FINSOZ e.V.), sich dem Thema intensiver zu widmen. Rund 30 Teilnehmer folgten der Einladung zu dem gemeinsam mit der BPG Unternehmensberatung Münster organisierten Office-Forum. Darunter sowohl IT-Leiter und Geschäftsführer von Sozialunternehmen als auch Berater und Geschäftsführer von Fachsoftware-Anbietern für die Sozialwirtschaft.

Zum Auftakt erläuterten mit Connext und MICOS zwei große Branchensoftware-Anbieter ihre unterschiedlichen Strategien zur Integration von Office-Anwendungen. Während Connext durch eine tiefe Integration der Microsoft-Programme bis hin zur Anpassung des eigenen Look & Feels die Leistungsfähigkeit von Microsoft Office ausreizt, setzt MICOS eher auf Produktunabhängigkeit und kann daher auch Open Office und LibreOffice anbinden.

Die Probleme eines großen Diakonischen Werkes mit der Microsoft Lizenzpolitik verdeutlichte Karsten Glied, Leiter IT pro Service GmbH im Evangelischen Johanneswerk Bielefeld auf plastische Weise: die neuen vertraglichen Regelungen führten hier bis zu einer Verfünffachung der Lizenzkosten. Ebenso im Fokus stand die Lizenzierungspolitik, die oft quer zur Einrichtungssystematik sozialer Träger liegt und zahlreiche Unschärfen erzeugt. So etwa wenn in einem Rechenzentrum auf dem gleichen Server Einrichtungen betrieben werden, die ihre Lizenzen aus unterschiedlichen Microsoft Rahmenverträgen beziehen.

Fragen wie diese konnte Rudolf Müller von der KIGST GmbH und Michael Tappeser von der Logiway GmbH in ihren Vorträgen beantworten. So gilt bei Rechenzentren das „Betreiberkonzept“, d.h. die Zuordnung des Betreibers zu einem Rahmenvertrag bestimmt, wie die Lizenzen bezogen werden können. Müller verdeutlichte in seinen Ausführungen, wie es aus Gründen des EU-Wettbewerbsrechts und der Besonderheiten des Sozialsystems in Deutschland dazu gekommen ist, dass die mit privaten Anbietern konkurrierenden Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände nicht mehr aus dem günstigen Microsoft Academics Rahmenvertrag bezugsberechtigt sind.

Alternativen zu den Microsoft Office Produkten wurde den Teilnehmern durch Florian Effenberger, The Document Foundation, vorgestellt. Er referierte über die Definition und die Vorteile freier Software, die Bedeutung des ODF-Formats sowie die serviceorientierten Geschäftsmodelle hinter den freien Office-Alternativen Open Office und LibreOffice. Der Open Source Szene durchaus bewusst ist nach seiner Aussage die Notwendigkeit einer „Long time stable“ Version. Auch hier versprach Effenberger, den Bedürfnissen von Business-Anwendern und deren IT-Abteilungen in Zukunft mehr Rechnung zu tragen.

Abschließend wurden die Teilnehmer durch Nedal Daghestani, Lösungsberater HealthCare Microsoft Deutschland, in die „Geheimnisse“ der zukünftigen Microsoft Office-Anwendungen eingeweiht. Dabei wurde deutlich, dass Microsoft hierunter inzwischen ein umfassendes Produktportfolio aus Client-und Serveranwendungen versteht.

Peter Faiß, Senior-Berater bei der BPG Unternehmensberatung und Initiator sowie Moderator des Forums resümierte: „Ein rundum gelungener Auftakt der Veranstaltungsserie FINSOZ-Forum - zahlreiche Teilnehmer, praxisorientierte Vorträge, engagierte Diskussionen und Initiativen zur Fortführung des Themas Open Source in der Sozialwirtschaft!“

Dieses neue Format soll, wie Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dietmar Wolff ankündigte, im zweiten Halbjahr 2012 mit einem Forum zum Thema mobile Anwendungen fortgesetzt werden.

FINSOZ e.V. vertritt als Branchenverband gleichermaßen die sozialwirtschaftlichen Leistungserbringer, die Anbieter von Software für Pflegeeinrichtungen und Abrechnungsdienstleister sowie wissenschaftliche Institute.

Weitere Info: www.finsoz.de

Quelle: Pressemitteilung FINSOZ e.V.

Aktuelle Rezension

Buchcover

Nicole Strüber: Unser soziales Gehirn. Klett-Cotta Verlag (Stuttgart) 2024. 352 Seiten. ISBN 978-3-608-96621-3.
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